Was macht Geschichten wirklich interessant? Die Rolle der Nachrichtenfaktoren in Journalismus und PR

Nachrichtenfaktoren machen eine Geschichte interessant. (Bild: Pixabay)

Warum greifen manche Geschichten sofort und andere nicht? Diese Frage beschäftigt nicht nur Journalistinnen, sondern auch PR-Profis. Eine Antwort darauf geben die sogenannten Nachrichtenfaktoren. Sie entscheiden darüber, ob eine Geschichte von Journalistinnen aufgegriffen wird – oder eben in der Masse der Meldungen untergeht. Doch was sind diese Nachrichtenfaktoren genau, und wie können sie gezielt genutzt werden, um die Aufmerksamkeit der Medien zu gewinnen? In diesem Blogbeitrag erfährst du alles, was du darüber wissen musst und wie du Nachrichtenfaktoren für deine PR-Arbeit einsetzen kannst.

Was sind Nachrichtenfaktoren? Eine kurze Definition

Nachrichtenfaktoren sind Kriterien, die bestimmen, ob ein Ereignis oder eine Information es in die Medien schafft. Sie sind das Handwerkszeug von Journalist*innen, um Nachrichten zu bewerten und zu gewichten. Ursprünglich wurden sie von Kommunikationswissenschaftlern wie Johan Galtung und Mari Holmboe Ruge entwickelt, um zu erklären, warum bestimmte Ereignisse zu Nachrichten werden und andere nicht. Auch im digitalen Zeitalter, in dem wir von einer Flut an Informationen umgeben sind, haben Nachrichtenfaktoren nichts an Relevanz verloren. Im Gegenteil: Sie helfen Redaktionen, die Nachrichtenflut zu ordnen und zu entscheiden, welche Meldungen es in die Berichterstattung schaffen – und welche nicht.

Ein bekanntes Beispiel veranschaulicht diesen Unterschied sehr gut: „Hund beißt Mann“ ist keine Nachricht, „Mann beißt Hund“ hingegen schon.
Warum? Der erste Fall ist ein alltägliches Ereignis ohne Überraschung oder Besonderheit, der zweite Fall jedoch ist ungewöhnlich, überraschend und erzeugt Neugier. Das Beispiel macht deutlich, dass es nicht nur darum geht, ob etwas passiert, sondern auch, wie es passiert, ob es ungewöhnlich ist, und welche Reaktionen oder Konsequenzen es nach sich zieht. Nachrichtenfaktoren wie Überraschung, Relevanz und Emotionalität spielen hierbei eine entscheidende Rolle.

Die wichtigsten Nachrichtenfaktoren im Überblick

Nicht alle Nachrichten sind also gleich. Manche sprechen uns emotional an, andere überraschen uns, und wieder andere erscheinen besonders wichtig. Hier sind die zentralen Nachrichtenfaktoren, die darüber entscheiden, welche Meldungen es in die Medien schaffen:

  • Aktualität: Je aktueller ein Ereignis, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass es berichtet wird. Journalist*innen sind immer auf der Suche nach den neuesten Entwicklungen.
    Beispiel: Die Nachricht, dass ein bekannter Politiker gerade zurückgetreten ist, wird sofort verbreitet. Die Aktualität dieses Ereignisses macht es sofort relevant.
  • Relevanz: Ereignisse, die viele Menschen betreffen oder gesellschaftlich bedeutend sind, haben eine höhere Chance, veröffentlicht zu werden.
    Beispiel: Eine große Studie, die zeigt, dass ein weit verbreitetes Medikament schwere Nebenwirkungen hat, wird sofort zum Thema in den Nachrichten, da dies potenziell Millionen von Menschen betrifft.
  • Prominenz: Bekannte Personen oder Organisationen ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Ein Skandal um eine prominente Persönlichkeit erhält fast immer mediale Aufmerksamkeit.
    Beispiel: Ein bekannter Schauspieler engagiert sich öffentlich für den Klimaschutz und setzt damit ein Zeichen. Diese Aktion wird besonders in den Medien hervorgehoben, weil die Prominenz des Schauspielers die Geschichte anziehender macht.
  • Emotionalität: Geschichten, die starke Emotionen auslösen – ob positiv oder negativ – sind besonders interessant.
    Beispiel: Die Rettung eines kleinen Jungen aus einem brennenden Gebäude durch einen mutigen Passanten löst starke Emotionen aus und wird in vielen Medien ausführlich berichtet.
  • Konflikt: Konflikte, Auseinandersetzungen oder Kontroversen sind per se interessant, weil sie Spannung erzeugen und das Bedürfnis nach Information steigern.
    Beispiel: Ein öffentliches Streitgespräch zwischen zwei führenden Politikerinnen über die Migrationspolitik sorgt für Schlagzeilen, weil der Konflikt viele Menschen interessiert und polarisiert.
  • Überraschung: Unerwartete Ereignisse oder Wendungen haben ebenfalls einen hohen Nachrichtenwert.
    Beispiel: Eine Entdeckung, dass eine ausgestorbene Tierart wieder in einem abgelegenen Gebiet aufgetaucht ist, erzeugt Überraschung und wird in den Medien hervorgehoben.
  • Nähe: Ereignisse, die geografisch oder kulturell nah sind, sind oft relevanter.
    Beispiel: Ein großes Unwetter, das in der eigenen Stadt oder Region erhebliche Schäden verursacht hat, wird in den lokalen Nachrichten ausführlicher behandelt als ein ähnliches Ereignis auf der anderen Seite der Welt.

Jeder dieser Faktoren kann alleine oder in Kombination mit anderen darüber entscheiden, ob eine Nachricht es in die Medien schafft. Je mehr dieser Faktoren zutreffen, desto größer die Chance auf Berichterstattung.

Wie Journalisten Nachrichtenfaktoren bewerten – und was PR-Profis daraus lernen können

Journalist*innen bewerten täglich eine Vielzahl von Informationen und entscheiden, welche davon berichtenswert sind. Dabei orientieren sie sich an den genannten Nachrichtenfaktoren. Für PR-Profis bedeutet das: Je mehr eine PR-Meldung diese Kriterien erfüllt, desto höher ist auch die Chance, dass sie von den Medien aufgegriffen wird. Hier ein paar Tipps, wie du deine Inhalte journalistengerecht aufbereiten kannst:

  • Fokussiere auf das Wesentliche: Stelle klar heraus, warum deine Nachricht wichtig und aktuell ist. Fasse die Kernbotschaft prägnant zusammen und hebe das Besondere hervor.
  • Setze auf Prominenz und Relevanz: Nutze, wenn möglich, bekannte Persönlichkeiten oder relevante Themen. Wenn eine Pressemitteilung eine prominente Person zitiert oder einen aktuellen gesellschaftlichen Trend aufgreift, steigt ihre Chance auf Veröffentlichung.
  • Erzeuge Emotionen: Achte darauf, dass deine Botschaften emotional ansprechend sind. Geschichten, die berühren, haben immer einen höheren Nachrichtenwert. Nutze Storytelling, um die Leser*innen zu fesseln.
  • Überrasche die Leser*innen: Setze auf unerwartete Elemente oder ungewöhnliche Blickwinkel. Eine unerwartete Wendung oder eine provokante These kann die Aufmerksamkeit deutlich erhöhen.
  • Denke an die Nähe: Passe deine Nachrichten an die Zielgruppe an. Für regionale Medien kann die geografische Nähe entscheidend sein, während Fachmedien eher auf thematische Nähe achten.

Du sollst nicht langweilig sein: Warum Nachrichtenfaktoren auch für die PR entscheidend sind

Nachrichtenfaktoren sind nicht nur für Journalist*innen von großer Bedeutung, sondern auch ein essenzielles Werkzeug in der PR-Arbeit. Sie bieten eine wertvolle Orientierungshilfe, um Inhalte so zu gestalten, dass sie sowohl für die Medien als auch für die Öffentlichkeit attraktiv und relevant sind. PR-Profis, die die Mechanismen der Nachrichtenfaktoren verstehen und anwenden, können ihre Kommunikationsstrategie erheblich verbessern und ihre Botschaften wirkungsvoller platzieren.

Ein gezielter Einsatz der Nachrichtenfaktoren kann die Positionierung und Glaubwürdigkeit einer Marke oder Organisation entscheidend stärken. Geschichten, die Nachrichtenfaktoren wie Aktualität, Relevanz oder Emotionalität erfüllen, wirken auf die Leser*innen glaubwürdiger und authentischer. Wenn eine Marke es schafft, ihre Botschaften in einen größeren, gesellschaftlich relevanten Kontext zu setzen und dabei emotionale oder überraschende Elemente einzubauen, erhöht sich die Chance, dass diese Geschichten von den Medien aufgegriffen und verbreitet werden. Dadurch gewinnt die Marke an Profil und Vertrauen in der Öffentlichkeit.

Zudem sorgen Nachrichtenfaktoren für erhöhte Sichtbarkeit. Meldungen, die mehrere Nachrichtenfaktoren in sich vereinen, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sie von Journalist*innen und Redaktionen beachtet werden. Wenn eine Geschichte relevante Nachrichtenfaktoren erfüllt – wie z. B. Prominenz durch bekannte Personen, Konflikt durch eine kontroverse Aussage oder Emotionalität durch eine berührende Geschichte – steigt die Chance, dass sie publiziert wird. Diese mediale Präsenz wiederum führt zu einer größeren Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit und kann die Markenbekanntheit nachhaltig steigern.

Nachrichtenfaktoren ermöglichen außerdem die Effektivität von Botschaften zu maximieren. Wenn du deine PR-Inhalte strategisch an den Nachrichtenfaktoren ausrichtest, stellst du sicher, dass deine Botschaften auch für die Zielgruppe ansprechend sind. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass deine Kommunikation die beabsichtigte Wirkung erzielt – sei es, um Aufmerksamkeit zu generieren, Vertrauen aufzubauen oder ein bestimmtes Image zu stärken.

Indem du also die Nachrichtenfaktoren gezielt in deiner PR-Arbeit einsetzt, kannst du die Wirksamkeit deiner Inhalte erhöhen, die Sichtbarkeit deiner Marke verbessern und eine tiefere Verbindung zu deiner Zielgruppe aufbauen.

Strategien zur Nutzung von Nachrichtenfaktoren in der PR

Wie kannst du nun die Nachrichtenfaktoren in deiner täglichen PR-Arbeit gezielt einsetzen? Hier einige Tipps:

  • Identifiziere die richtigen Themen: Nutze Themen, die aktuell und relevant sind, und die das Potenzial haben, emotionale Reaktionen hervorzurufen. Beobachte aktuelle Nachrichten und Trends, um thematische Anknüpfungspunkte zu finden.
  • Erstelle einen spannenden Aufhänger: Deine Pressemitteilung sollte sofort das Interesse wecken. Finde eine Headline, die neugierig macht und gleichzeitig die wichtigsten Nachrichtenfaktoren integriert.
  • Nutze Storytelling: Erzähle Geschichten, die fesseln und die Menschen berühren. Je emotionaler und menschlicher die Geschichte, desto größer die Chance auf mediale Aufmerksamkeit.
  • Sei präzise und klar: Vermeide unnötige Fachbegriffe und erkläre die Inhalte so, dass sie für Journalist*innen und das allgemeine Publikum leicht verständlich sind.
  • Biete Mehrwert: Gib Journalistinnen einen Mehrwert, wie exklusive Informationen, Zitate von Expertinnen oder beeindruckende Zahlen und Daten. Diese Zusatzinformationen erhöhen den Nachrichtenwert.

Die Kunst, die richtige Geschichte zu erzählen

Die Nutzung von Nachrichtenfaktoren ist keine Raketenwissenschaft, aber sie erfordert strategisches Denken und eine klare Ausrichtung deiner PR-Maßnahmen.

Je besser du verstehst, was Journalist*innen suchen und wie Nachrichtenfaktoren funktionieren, desto erfolgreicher kannst du als PR-Profi gezielt überlegen und realistischer einschätzen, welche Geschichten und Inhalte das Potenzial haben, mediale Aufmerksamkeit zu erzeugen. Also, mach dir die Nachrichtenfaktoren zunutze, um deine Botschaften in die Öffentlichkeit zu tragen – sie sind der Schlüssel, um Geschichten zu erzählen, die wirklich interessieren.

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert